01. 09. – 15. 09. 2008
amerlinghaus | stiftgasse 8| 1070 wien | zur eröffnung liest friederike mayröcker
einleitende worte : ilse kilic
finissage: montag, 15.09.19.00 h fest mit musik: sophie_liedermacherin
die ausstellung ist geöffnet während aller veranstaltungen des amerlinghauses_verein kulturzetrum spittelberg
künstlerinnen:
Christine Baumann, Irmingard Beirle, Maria Bergstötter,
Maria Blazejovsky, Zita Breu, Luise Buisman,
Anna Coucoutas, Martina Eder, Fria Elfen,
Brigitte Goebel, Ronny Goerner, Silvia Gröbner,
Karin Hannak, Ran Haubert, Hansi Hubmer,
Gudrun Kaitna- Engel, Ilse Kilic, Evelin Klein,
Margret Kohler-Heilingsetzer, Margret Krause, Ivica Kroslakova,
Carolin Kührer, Iwona Najduch-Göttfert, Gabriela Medvedova,
Tanya Niedermüller, Jadranka Protic, Elli Schnitzer,
Edda Seidl-Reiter, Mitra Shahmoradi- Strohmaier, Anga Sterrenberg,
Eva Tauchen, Sybille Uitz,
Márta Vetö, Ute Walter, Eef Zipper
Begleittext von Evelin Klein
Blau war Blau,
Fluss war Fluss
H.Hesse
Keine Interpretation, kein symbolischer Bezug, nur der Hinweis auf den Eigenwert der Farbe Blau,
auf Farbflächenbilder, auf Abstraktheit, auf den Widerstand durch Farbe in der Moderne – dem entgegengesetzt: alles im Fluss, in Bewegung, in Veränderung; Wasserfluß, Geldfluss, Überfluss und Mangel.
In einer entfremdeten Arbeitswelt, in Zeiten des fortschreitenden Abbaus des Sozialstaates und der neuen Sklaverei durch Menschenhandel, immer noch existierender Kinderarbeit oder unmenschlichen Arbeitsverträgen und der Nichtexistenz von internationalen Gewerkschaften gewinnt der „Blaue Montag“ an sozialer Wichtigkeit und Widerstandskraft. „Blau machen“ bedeutet frei sein von Zwängen, Selbstbestimmung von Zeit. Sport als unfreies Spiegelbild unfreier Arbeit ist allerdings nicht die Alternative, sondern gemeint ist Nichtstun als schöpferische Pause, aus der Neues, Künstlerisches oder Soziales, entstehen kann. Weniger ist mehr – ein Prinzip moderner Kunst und ein ökologisches Prinzip. Die blaue Blume der Romantik, Symbol einer unstillbaren Sehnsucht nach dem wahren Leben, nach Gemeinschaft, nach Menschlichkeit in einer unmenschlichen Zeit, in der alles meßbar und für ein Drittel der Menschheit auch zahlbar ist. Der „Blaue Reiter“ als Symbol einer anderen Wahrnehmbarkeit der Welt. Ein blauer Montag ist ein möglicher Luxus im demokratischen Sozialstaat, oft psychische und physische Notwendigkeit, um gesund zu bleiben, blau machen müssen heißt aber auch Arbeitslosigkeit.
Arbeits-und Freizeit wird und wurde mit Beginn der Industrialisierung genau getrennt und gemessen, früher durch die Stechuhr, jetzt durch die Stempelkarte oder Kontrolluhr, computergesteuerte Methoden, Identifizierung durch Fingerabdruck oder Iriskontrolle. Alle sollten in den Fabriken gleichzeitig und Tag für Tag am Arbeitsplatz sein; das war ein Bruch mit der bäuerlichen und handwerklichen Arbeitsorganisation, selbstverständlich auch der künstlerischen. Sich nach betrieblichen Vorgaben zu richten, bedeutet heute oft unbezahlte Mehrarbeit. Der effektive Stundenlohn sinkt dabei.
Arbeit ist über den Profit definiert, nicht über den gesellschaftlichen Wert: pflegerische, erzieherische oder etwa auch künstlerische Arbeit usw. wird oft nicht als Arbeit anerkannt und bleibt dem privaten Bereich zugeordnet. Hier wäre aus vielen Gründen ein rasches Umdenken notwendig. Es sind weltweit immer noch die Frauen, die unbezahlt das Leben aufrechterhalten. Auch die Forderung der Frauen nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit ist nicht erfüllt.
Die Farbe Blau verweist also immer noch auf die unerfüllte Utopie der Moderne.